Unserer Generation geht es, trotz aller aktueller Herausforderungen, denen die Gesellschaft gegenübersteht, so gut wie noch nie. Seit mehr als 70 Jahren lebt sie in einem befriedeten Land, einer Republik, die prosperiert. Im Jahr 2018 war das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt dem Statistischen Bundesamt nach um 1,5 % höher als im Vorjahr. Dies hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, betrug die Arbeitslosenquote nach Eurostat im Januar 2018 doch nur 3,4 %. Bei aller tagespolitischer Lamentiererei, objektiv betrachtet kann man die jetzige Generation als golden und gesegnet bezeichnen. Zwei grundlegende Fragestellungen sind von uns dabei stets aufs Neue zu beantworten: Was sind die drängenden Probleme der Gesellschaft und durch welchen Akteur sollten diese gelöst werden?
Treten nationale Herausforderungen, bei denen eine politische Lösung als machbar erscheint, angesichts der globalen nicht in den Hintergrund? Ressourcenknappheit, beispielsweise von Erdöl, seltenen Erden und vermehrt auch Wasser, aber auch der Klimawandel hängen über der Menschheit wie ein Damoklesschwert. Diese Machtlosigkeit beunruhigt und weckt den reflexhaften Ruf nach schnellen Lösungen, ungeachtet der Tatsache, dass es diese nicht geben wird. Eine klare Trennung der Probleme ist allerdings nicht möglich, denn globale Herausforderungen verschärfen häufig nationale. Die Vergangenheit zeigte, dass dies in unruhigen Zeiten fatale Folgen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben kann.
Zuletzt war auch der internationale Dialog häufig nicht in der Lage, Konflikte befriedigend zu lösen. Die einseitige Aufkündigung des Iran-Deals im Mai 2018 zeigte dabei deutlich, wie fragil multilaterale Abkommen sein können. Dies alles ist kein Grund für einen Abgesang staatlicher Bemühungen, doch ein Hinweis darauf, dass die Zivilgesellschaft nicht blind den staatlichen Akteuren und Organisationen vertrauen sollte, sondern selbst aktiver werden muss. Als Beispiel könnte hier der Vergleich der World Health Organisation (WHO) mit den Ärzten ohne Grenzen dienen. Während die WHO während der Ebola-Krise mit sich selbst beschäftigt war, leisteten die Ärzte ohne Grenzen durch viele Freiwillige und private Spenden unmittelbar eine herausragende Arbeit.
Wie auch immer kommende Herausforderungen geartet sein werden, sie werden nicht über mehrere Jahrzehnte hinweg präzise zu prognostizieren sein. Eine sichere Leitlinie für die Zukunft bilden somit weiterhin die Erfolgsrezepte der Vergangenheit: Die freie Zivilgesellschaft bietet den besten Schutz gegen soziale Unruhen, der freie Markt gegenüber staatlichen Akteuren die effizientesten Lösungen für anstehende, übrigens auch globale, Herausforderungen. Diese Erkenntnis ist gegenüber nicht effektivem, etatistischem Engagement, gerade in hektischen Zeiten, unbedingt zu verteidigen.
So ist unsere glänzende, goldene Gegenwart gleichzeitig auch unsere größte Hypothek. Wem könnte es gelingen, die anstehenden Herausforderungen zu lösen und die Welt nach unseren humanistischen Idealen zu gestalten, wenn nicht uns, die wir doch fast unbegrenzte Möglichkeiten dazu haben? Das gesunde Maß an Ruhe darf dabei nicht mit Untätigkeit verwechselt werden. Womöglich hatte auch Reagan die Anekdote vom Damoklesschwert im Hinterkopf, als er folgende Worte wählte, die uns als mahnende Motivation gelten sollten: Unsere Freiheit ist nie mehr als nur eine Generation von ihrer Auslöschung entfernt.
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