Bereits vor Corona wurden Globalisierung und Freihandel von protektionistischen Theoretikern auf allen Seiten des politischen Spektrums zum Sündenbock gemacht. Die Pandemie hat gezeigt, wie fragil die globale Wirtschaftsordnung ist und wie verheerend bereits kleinere Störungen wirken können. Auch nach der unmittelbaren Rezession droht ein Aufstieg der Nationalisten, die zu Handelskriegen aufrufen und damit sozio-ökonomische Spannungen verursachen. Das kann für einen nicht freien Marktteilnehmer oder den durchschnittlichen Laien weitreichende Folgen haben.
Wer gegen den Freihandel ist
Diese Akteure zu verstehen, bedeutet, ihren Willen zur Macht zu verstehen. Sie sehen den globalen Handel zunächst als eine Belastung und eine Bedrohung des Staates und ihres Wohlbefindens; der Freihandel untergräbt die regulatorische Kraft des Staates, die, wie sie behaupten, in ihrem Interesse arbeitet. Andere glauben, dass freier Handel ein Risiko für ihr ökonomisches Wohlergehen und ihre Beschäftigungssituation darstellt – dass Arbeitskräfte aus einkommensschwächeren Ländern mit ihnen um ihre Arbeitsplätze konkurrieren.
Dabei schadet Freihandel weder der Allgemeinheit noch dem Konsumenten oder der Wirtschaft, sondern bietet allen einen Nutzen und ist gerade kein Nullsummenspiel.
Wie wir profitieren
Je mehr eine Nation in eine potentiell endlose regulatorische Abwärtsspirale gedrückt wird, desto stärker wird sie ökonomisch isoliert und im Abschwung werden die Protektionisten noch stärker und die Lage wird umso schlimmer – die Geschichte hat das wieder und wieder auf der ganzen Welt gezeigt. Man muss auf die theoretischen und die praktischen Effekte solcher Politiken blicken, um es in der Gesamtschau zu verstehen.
Erstens sind Zölle natürlicherweise wettbewerbsschädliche Betrügereien, die von mächtigen Industrien und Staaten organisiert werden. Sie steigern weder die Qualität der Produkte noch verringern sie den Preis, sondern steigern die Nachfrage nach minderwertigen oder teureren “einheimischen” Produkten, indem sie den Preis der ausländischen Produkte erhöhen. Staaten, die zusammenbrechende Industrien mit Subventionen unterstützen, werden keinen langfristigen Nutzen sehen, da der interne Fehlgebrauch von Kapital zu Fehlinvestitionen führt, die an anderer Stelle gebraucht würden und damit in anderen, wettbewerbsfähigeren Industrien fehlen.
Was die Verbraucher betrifft, ist globaler Handel in jeglicher Hinsicht von Nutzen, so wie es auch die Arbeitsteilung ist. Solange der Handel zwischen zwei Parteien freiwillig ist, kann man nicht leugnen, dass es beiden involvierten Parteien Nutzen bringt. Auf nationaler Ebene profitiert Deutschland bei der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern von billigeren Qualitätsprodukten, da die produzierende Nation im Allgemeinen von höheren Erträgen profitiert als sie andernfalls in der eigenen eingeschränkten nationalen Wirtschaft erhalten würde.
Beispielsweise hat eine Analyse des deutschen Marktes von Dauth et al. gezeigt, dass die vermehrte Globalisierung weder den Rückgang des verarbeitenden Gewerbes beschleunigt noch die Zahl der Beschäftigten verringert hat. Die Mehrheit der Arbeitskräfte blieb bei ihrer Anstellung, außerdem hätte Deutschland ohne die Zunahme der Handelseinwirkung von China und Osteuropa bis zu 250.000 Arbeitsplätze weniger, die an den Exporten zu Schwellenländern hängen.
Was getan werden muss
Wie Ludwig von Mises in seinen mannigfaltigen Werken erklärt, ist freier Handel ein essentielles Element im Kampf gegen Armut und Sozialismus. Alle Behauptungen gegen den Freihandel unterstellen dem Kollektiv der ‘Nation’ eine Übereinstimmung an Interessen, die in der tatsächlichen Bevölkerung nicht zu finden ist.
Was Deutschland und die EU den Freihandelsgegnern voraus haben, ist eine einschneidende Reform ihrer Handelspolitik indem offene Importe aus Ländern, mit denen keine Freihandelsabkommen bestehen, erlaubt, Schutzklauseln aufgehoben und Zölle abgeschafft wurden. Ein Zollduell mit den Vereinigten Staaten sollte um jeden Preis vermieden werden, wenn die EU-Bürokratie die Interessen der europäischen Bevölkerung im Sinn hat. Was das post-Brexit Europa betrifft, sollte so schnell wie möglich ein gemeinschaftliches Handelsabkommen aufgenommen werden, ansonsten wird Europa einen Finanzmittelpunkt und unternehmerisches Kapital verlieren, was es sich langfristig nicht leisten kann.
Wo es keinen Handel gibt und heimische Märkte nicht den ausländischen Konkurrenten ausgesetzt sind, hat die staatliche Kontrolle ohne Frage die Kontrolle. Es ist für die legislativen Bereiche der Regierungen wichtig, verantwortungsbewusste, an den Bedürfnissen von Produzenten und Konsumenten orientierte Regularien umzusetzen. Protektionistische Gesetze aber sind nichts anderes als eine Betrügerei durch Lobbys und den machthungrigen Staat im Namen eines vermeintlichen Patriotismus.