Der Mensch ist in der Lage, sich rasend schnell an veränderte Bedingungen anzupassen. Gerade das ist es, was ihn von anderen Lebewesen abgrenzt. Diese Fähigkeit hat der Mensch schon häufig bewiesen. Aber sie wird dennoch häufig unterschätzt, wenn kritisch betont wird, wie der Mensch seine Umwelt beeinflusst.
Dabei ist der Unterschied zwischen dem Menschen und anderen Lebewesen nur graduell, wenn es um die Beeinflussung der Umwelt geht. Denn auch Tiere beeinflussen durch ihr Verhalten ihre Umwelt, wenn auch wohl nicht in dem Maße, wie der Mensch es tut. (Was den Menschen auf eine besondere Stufe hebt, ist, dass er sich seiner Einflussnahme bewusst ist.)
Was den Menschen aber auch von vielen (wenn auch nicht allen) anderen Lebewesen abgrenzt, ist seine Fähigkeit zur Anpassung. Einige Menschen leben in den heißen Savannen der Erde und sind selbst unter diesen widrigen Bedingungen imstande, ihr Überleben und das ihrer Kinder zu sichern. Und im gegengesetzten Extrem finden wir Menschen, die in der Eiseskälte der Arktis Mittel und Wege gefunden haben, der steten Kälte zu trotzen. Sie haben geniale Erfindungen gemacht – von warmen Kleidern über Iglus bis hin zu Schlitten, die von den so wichtigen Hunden gezogen wurden. Aber die menschliche Anpassungsfähigkeit geht über diese spezifischeren Erfindungen hinaus. So entwickelten die Inuit besondere Überlebensstrategien wie zum Beispiel ihren Wohnort stets den Tieren anzupassen, von denen sie sich ernährten.
Die anderen Tiere neben dem Menschen haben sich im Zuge der biologischen Evolution zu komplett anderen Spezien entwickelt. Des Menschens Anpassung aber kommt nicht durch diese langsame Form der Evolution, sondern durch die Weitergabe und Imitation von Ideen, Technologien und Fähigkeiten. Diese kulturelle Evolution erlaubt eine rasante und sehr spezifische Anpassung an die Umwelt, wodurch der gleiche Mensch in komplett unterschiedlichen Umwelten überleben kann.
Menschliche Anpassungsfähigkeit finden wir aber auch direkt vor unserer Nase. Sie zeigt sich in vielen Erfindungen, die geniale Köpfe entwickelt haben, wie zum Beispiel dem Automobil, dem Computer oder so banalen Gegenständen wie der Gabel, welche erst relativ spät in der Menschheitsgeschichte erfunden wurde und erst im 19. Jahrhundert ihren Siegeszug begann. Diese Erfindungen erlauben uns ein viel angenehmeres Leben, unseren Herausforderungen entsprechend.
Adaptivität zeigt sich aber auch auf einer anderen Ebene: In der Anpassung von Handlungen an die Bedürfnisse einer unfassbar großen Zahl von Menschen, obwohl kein Einzelner über das Wissen über die Bedürfnisse und Möglichkeiten verfügt. So stellt heute kaum einer mehr Autos aus Pappe oder Handys, die kein Smartphone sind, her. Die Anpassungsfähigkeit der modernen Gesellschaften zeigt sich in diesem Sinne nicht nur dadurch, dass Apple ein revolutionäres Gut entwickelte, sondern durch die Fähigkeit des gesamten Systems, die Produzenten wissen zu lassen, dass Smartphones besser sind und sie gleichzeitig durch die Profit-und-Verlustlogik dazu zu zwingen, sich den Wünschen der Menschen anzupassen.
Die menschliche Anpassungsfähigkeit ist somit in gewissem Sinne eine urtümlich menschliche. Jeder Mensch besitzt die Kreativität, um hilfreiche Erfindungen – auch im Sinne moralischer Normen – zu entwickeln. Aber sie ist auf der anderen Seite auch eine Frage der Art und Weise, wie die menschliche Kooperation geregelt ist. Es ist hierbei gerade das Preissystem, welches so viel Anpassung so schnell möglich macht und deswegen so bedeutend ist.
Die Einflussnahme, die der Mensch auf seine Welt nimmt, ist also in Verbindung mit zweierlei Dingen zu betrachten: Einerseits in Hinblick auf seine unglaubliche, eigentümliche Anpassungsfähigkeit. So kann sich der Mensch hervorragend anpassen an seine Umwelt: An extreme Kälte und Hitze, an karge Umwelten, die nur ein entbehrungsreiches Leben ermöglichen. Er ist in der Lage, auch unter widrigen Umständen sein Überleben und das seiner Nächsten zu sichern, indem er clevere Strategien und Werkzeuge entwickelt. – Und andererseits in Hinblick auf jene Anpassungsfähigkeit, die dadurch entsteht, dass der Mensch auf bestimmte Art und Weise zusammenlebt. Sie ermöglicht es dem Menschen, sich (ohne besonderen Genius) an ständig wandelnde Umwelten anzupassen und jene Produkte und Dienstleistungen bereitzustellen, die wirklich gefragt sind.
Es ist dann kein Grund zur Besorgnis, dass der Mensch in besonderem Maße seine Umwelt beeinflusst. Dieser Einfluss ist zu gewissem Grade zwangsläufig, da er nun mal mit der Umwelt interagiert. Das Besondere am Menschen ist ja nur wie stark er seine Umwelt beeinflusst. Aber das Besondere schließt eben auch mit ein, dass der Mensch besonders anpassungsfähig ist. Das Entscheidende ist die Rasanz der kulturellen Evolution. Salopp formuliert: Dass der Mensch besonders ist durch seinen Einfluss auf Natur und Klima beinhaltet notwendigerweise auch die Außergewöhnlichkeit des Menschen, sich der sich durch ihn (möglicherweise radikal) verändernden Umwelt anzupassen und weiterhin sein Überleben zu sichern.
Die Erkenntnis, dass der Mensch besonders großen Einfluss auf seine Umwelt nimmt, sollte den Fokus also darauf lenken, wie die stete Anpassung des Menschen bestmöglich erreicht werden kann. Sie zwingt den Blick auf jene Institutionen und Formen des Zusammenlebens zu werfen, die die Anpassungsfähigkeit unterstützen.