Prof. Dr. Justus Haucap ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE). Haucap war lange Zeit Mitglied der Monopolkommission.
Was heißt Freiheit für Sie?
Die Abwesenheit von Zwang. Das Recht auf ein selbst bestimmtes Leben.
Welches Buch (oder Bücher) haben Sie bisher am meisten verschenkt?
Am meisten verschenkt habe ich vermutlich meine Dissertationsschrift, weil ich davon genug Exemplare hatte. Den größten Einfluss auf mein Leben hatten vermutlich Kinder- und Jugendbücher wie „Servus Opa, sagte ich leise“ (Elfie Donnelly), „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ (Judith Kerr) oder „Die Kinderkarawane“ (An Rutgers).
Was erwarten Sie in puncto Freiheit vom 21. Jahrhundert?
Die Corona-Pandemie hat mir klar gemacht, dass Freiheit vielen Menschen nicht besonders viel wert ist. Auch offensichtlich unsinnige Regeln werden mit Vehemenz durchgesetzt, das Denunziantentum ist weiter verbreitet, als ich gedacht hätte. Ich mache mir doch Sorgen, dass Freiheitsrechte wie das Recht, sich frei im Land zu bewegen, auch bei uns massiv eingeschränkt werden können, etwa um eine Klimakatastrophe oder sonstiges Unglück zu verhindern.
Wo sind für Sie die Grenzen der Freiheit? Wann muss Freiheit eingeschränkt werden?
Absolute Freiheit kann es bekanntlich nicht für alle gleichzeitig geben. Gleichwohl ist es mir zu simpel zu sagen, die Freiheit des einzelnen müsse dort aufhören, wo die Freiheit anderer berührt wird. Die Freiheit des einzelnen sollte erst dort aufhören, wo die Freiheit anderer ganz erheblich beeinträchtigt wird.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Freiheit in den letzten 100 Jahren?
Weltweit hat sich die Freiheit in den letzten 100 Jahren natürlich sehr positiv entwickelt. Nie haben so viele Menschen in Demokratien und Rechtsstaaten gelebt wie heute.
Wenn Sie eine riesige Botschaft am Brandenburger Tor platzieren könnten, was würde darauf stehen und warum?
„Safety Third, Liberty First”.
Welchen Rat würden Sie einem klugen, motivierten Studenten geben, der gerade sein Studium abgeschlossen hat und in die Jobwelt eintritt? Welchen Rat würde Sie ihm raten zu ignorieren?
Mach, was dir Spaß macht. Mach, was dich wirklich interessiert. Im Zweifel lieber die riskante, weniger sichere Alternative wählen.
Lieber eine freie, aber arme Gesellschaft oder eine prosperierende Diktatur?
Prosperierende Diktaturen sind bestenfalls kurzfristig eine freiheitlichen Gesellschaft überlegen. Langfristig geht es uns in freien Gesellschaften auch materiell besser!