Alena Trauschel ist Mitglied des baden-württembergischen Landtages. Trauschel ist dabei dessen jüngstes Mitglied aller Zeiten. Sie gehört der FDP an und fokussiert insbesondere die Themen Bildung und Europa.
Was heißt Freiheit für Sie?
Freiheit ist für mich die Grundvoraussetzung, um ein umfassend selbstbestimmtes Leben zu führen. In Kombination mit Eigenverantwortung ist Freiheit außerdem das Instrument zur Verwirklichung von Träumen und Chancen, die unsere Welt unabhängig von der eigenen Herkunft bieten sollte.
Welche ein bis drei Bücher hatten den größten Einfluss auf Ihr Leben?
Dieses Jahr war vor allem „Machtverfall. Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik: Ein Report“ von Robin Alexander bei mir auf der Geschenkeliste – seine Einblicke in die Parteiinterna der CDU sind hochspannend und eine gelungene Fortsetzung seines ersten Buchs „Die Getriebenen. Merkel und die Flüchtlingspolitik: Report aus dem Innern der Macht“.
Was erwarten Sie in puncto Freiheit vom 21. Jahrhundert?
Als junge FDP’lerin ist es mir ein großes Anliegen, dass wir in den nächsten Jahren eine stärkere Vernetzung von gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Freiheit herstellen. Es gibt noch zu viele Regionen auf der Welt, in denen Menschenrechte mit Füßen getreten oder durch strukturelle Armut die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben verwehrt werden. Mit einem gut organisierten und vernetzten Liberalismus lässt sich beim Thema Freiheit daher noch einiges bewirken.
Wo sind für Sie die Grenzen der Freiheit? Wann muss Freiheit eingeschränkt werden?
Die Grenze der Freiheit ist für mich dann erreicht, wenn die Freiheit des Einen die Freiheit eines Anderen einschränkt. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass für den Gesundheitsschutz auch Freiheitseinschränkungen notwendig sein können. Wenn Freiheit eingeschränkt wird, muss das Prinzip der Verhältnismäßigkeit aber immer mit bedacht werden.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Freiheit in den letzten 100 Jahren?
Die Freiheit als Gesellschaftsmodell hat sich in den letzten 100 Jahren trotz einiger Dämpfer weltweit stark verbreitet. Als Liberale dürfen wir allerdings nie die Hände in den Schoß legen. Denn die Beispiele Ungarn oder Polen machen deutlich, dass Bürgerrechte und Freiheit auch innerhalb Europas keine Selbstläufer sind. Ich bin dennoch zuversichtlich, dass wir an die Erfolge der Vergangenheit weiter anknüpfen und Freiheit als Lebensstil in die breite Bevölkerung hineintragen können.
Wenn Sie eine riesige Botschaft am Brandenburger Tor platzieren könnten, was würde darauf stehen und warum?
Mein Banner würde „Optimistisch in die Zukunft“ als Aufschrift tragen. Zum einen, um der Angst vor Morgen entgegenzuwirken und ein klares Bekenntnis für junge und noch kommende Generationen zu geben. Zum anderen will ich zeigen, dass wir mit gestriger Politik morgen nicht mehr weiterkommen. Wir brauchen mehr Mut bei Entscheidungen und heutzutage funktioniert eben die Lösung von vor 30 Jahren nicht mehr.
Welchen Rat würden Sie einem klugen, motivierten Studenten geben, der gerade sein Studium abgeschlossen hat und in die Jobwelt eintritt?
Mache dich auf die Suche nach deinem persönlichen Ikigai. Das steht für die Kombination aus vier Bereichen: Etwas, das du liebst, worin du gut bist, was die Welt braucht und wofür du bezahlt werden kannst. Gerade bei der Berufswahl sollten eher gut gemeinte Vorschläge oder Erwartungen von Eltern oder Verwandten nicht im Vordergrund stehen.
Lieber eine freie, aber arme Gesellschaft oder eine prosperierende Diktatur?
Im Zweifel sollte man sich immer für die Freiheit entscheiden. Eine freie Gesellschaft ist oft die beste Grundlage, um mittel- bis langfristig wieder zu Wohlstand zu gelangen.