Um ein neues Medikament an Patienten verkaufen zu dürfen, muss ein Pharmaunternehmen heutzutage zunächst eine Zulassung durch staatliche Behörden erlangen. Diese gravierende Regulierung soll den Konsumenten schützen. Aber das tut sie nicht immer.
Das Corona-Virus wütet nun schon seit weit mehr als 2 Jahren. Ab Februar 2020 wurde die Situation überall auf der Welt zunehmend dramatischer. Schreckensbilder aus China, aus Bergamo und vielen anderen Orten sind den meisten sicher noch präsent. Dabei war es Biontech bereits Ende Januar 2020 gelungen, den später erfolgreichen Impfstoff zu entwickeln, ähnlich wie auch Moderna. Die Impfung war aber keine Option für die vielen Menschen, die in diesen Tagen, Wochen und Monaten am Corona-Virus verstarben oder zumindest dessentwegen hospitalisiert werden mussten und die teilweise heute noch an den Konsequenzen leiden.
Denn der Impfstoff wurde erst Ende des Jahres 2020 zugelassen, in der EU beispielsweise im Dezember – erst dann konnten Bürgerinnen diese Impfung verwenden. Warum? Der Staat legt fest, welche Medikamente verwendet werden dürfen. Hier gelten strenge Anforderungen. Medikamente müssen verschiedene Studien erfolgreich durchlaufen, dann muss das Ganze von der US-amerikanischen Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA oder der europäischen Arzneimittelbehörde EMA abgesegnet werden – wenn auch möglicherweise im beschleunigten Verfahren. Dann erst dürfen du und ich das Medikament verwenden.
Das geschieht alles, so die Idee, zum Schutz der Patienten. Aber ob das gelingt, ist die Frage. Denn hehre Motive müssen nicht zu guten Effekten führen. Mit der Überlegenheit desjenigen, der in die Vergangenheit blickt, scheint heute klar, dass zigtausende, vielleicht gar hunderttausende Menschen profitiert hätten, wenn sie den Impfstoff hätten verwenden dürfen, sobald dieser verfügbar war. Viele Tode wären verhindert worden. Viel Leid wäre vermieden worden.
Natürlich wusste damals, im Frühjahr und auch Sommer 2020, niemand genau Bescheid über die Effektivität und mögliche Nebenwirkungen diverser Impfstoffe. Aber diese Unsicherheit heißt eben nicht, dass der Staat richtig entschieden hat, den Impfstoff nicht unmittelbar frei zugänglich zu machen, sondern zu regulieren. Vielleicht hätten sich einige Risikopatienten nach gründlicher Abwägung dazu entschlossen, sich impfen zu lassen. Vielleicht hätten andere sich dagegen entschieden.
Was aber klar ist: Durch die Regulierung des Arzneimarktes maßt sich der Staat an, dass er besser wisse als der Bürger, was gut für diesen ist. Ist es wirklich gerecht und letztlich im Sinne der Bürgerin, dass nicht sie diese Abwägung treffen darf, sondern andere es für sie tun?
Dabei ist es sicher richtig, dass die Bürger selbst nicht genau wissen, wie gut dieser oder jener Impfstoff funktioniert. Sie brauchen Experten, die sich bestens damit auskennen und mit ihrer Reputation und Integrität für ihre Empfehlungen einstehen.
Es sollte daher klar sein, dass eine Organisation, die Empfehlungen für und gegen Medikamente ausstellt, eine sehr lohnenswerte Einrichtung ist. Das bedeutet aber nicht, dass der Staat dies übernehmen oder gar monopolisieren sollte. Im Gegenteil: Eben weil dies eine so sensible und schwierige Aufgabe ist, wäre es sinnvoll, hier Wettbewerb zu ermöglichen. Denn die Wirksamkeit eines Medikaments festzustellen ist nicht einfach, insbesondere dann, wenn die letztlich subjektive Abwägung von Nutzen und Kosten hinzukommt. Klar illustriert wird das durch die sich ändernden Empfehlungen für Corona-Impfstoffe für unter 30-jährige – heutzutage wird nämlich nur noch der BioNTech-Impfstoff empfohlen. Und die allgemeine Kritik einer Vielzahl an Ökonomen an der FDA spricht Bände: höhere Kosten und verzögerte Zulassung sowie geringere Innovation lautet hier der Tenor.
Eben weil die Gesundheit also ein so sensibles Thema ist, sollte man hierbei auf den Wettbewerb als disziplinierendes Mittel für die Organisationen vertrauen, die Empfehlungen für den Gebrauch ausstellen. So könnte sich keine Organisation ausruhen, sondern müsste stets bemüht sein, gute Empfehlungen auszustellen, zügig zu arbeiten und die Interessen ihrer Kunden im Blick zu behalten. Und möglicherweise würden nicht-staatliche Organisationen, die solch eine Aufgabe wahrnehmen, mehr Vertrauen in breiten Teilen der Bevölkerung genießen. Zumindest mehr Vertrauen als einige Bürger heute den Empfehlungen der EMA oder der FDA schenken. Und natürlich würden auch die Unternehmen selbst Anreize haben, gute Medikamente anzubieten und im Sinne der Konsumenten zu agieren, die nicht zuletzt auch durch andere Gesetze geschützt werden, wie z.B. das Verbot von Betrug oder Irreführung.
Warum sollte also die 90-jährige Großmutter sich nicht der Unsicherheit eines unerprobten Impfstoffes aussetzen dürfen? Warum sollte nicht sie entscheiden, welchen Firmen wie auch Empfehlungen sie vertraut? Sind das keine Entscheidungen, die sie selbst am besten treffen kann? Besser als der ferne Bürokrat, die entrückte Politikerin? Vielleicht hätte diese fiktive alte Dame auch gesagt, sie wolle abwarten, wie die Tests des Impfstoffes verlaufen. Vielleicht hätte sie aber auch gedacht: Wenn ich das Virus bekomme, muss ich eh damit rechnen zu sterben. Dann probiere ich doch lieber die Impfung.
Und vielleicht hätte ihr dies das Leben gerettet. Wie man es dreht und wendet, wie auch immer man dazu letztlich steht: Es ist ein großer Eingriff in das Leben jedes Einzelnen, dass man nicht entscheiden darf, welche Medikamente man nimmt, sondern auf das „Okay“ aus fernen Gefilden angewiesen ist. Heute wissen wir, dass diese Entscheidung zumindest die Chance verhindert hat, dass viele Menschen dem Corona-Virus entkommen. Und vielleicht sollte uns das zu denken geben, ob der Staat immer besser weiß als wir selbst, welches Medikament uns guttut. Vielleicht sollten wir uns dem Urteil Mllton Friedmans anschließen, der forderte: ‚No more licensing of doctors. No more regulation of drugs. Not of any kind. Period.‚ Die jüngste Einführung von “Right-to-try law” in den Vereinigten Staaten ist auf diesem Wege ein Schritt in die richtige Richtung. Denn so können Patienten, die an einer tödlichen Krankheit leiden, auch nicht von der FDA zugelassene Experimente verwenden. Es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Schritte in diese Richtung gewagt werden.
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