Joshua Eakle ist derzeit Director of Marketing bei den Students For Liberty sowie im Vorstand des Classical Liberal Caucus. Er ist ein liberaler Organisator, Unternehmer und Marketing-Experte.
Wann haben Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben den Wert von Freiheit erkannt?
Meine Kindheit war davon geprägt, dass meine Eltern mich zu Hause unterrichtet haben; ich war nie in einer staatlichen Schule. Dank ihres Willens, mir eine außergewöhnliche Bildung zu ermöglichen, konnte ich eine unabhängige Perspektive auf das Leben entwickeln.
Als Teenager entschied ich mich, aus der evangelischen Kirche auszutreten. Diese Entscheidung hatte große Bedeutung für mich, da buchstäblich jeder aus meinem Umkreis dagegen war. Während dieser Zeit habe ich wirklich verstanden, wie wichtig es ist, dass Menschen frei sind, andere Ideen und Werte kennenzulernen, ohne Angst vor Verurteilung und Vergeltung zu haben.
2012 habe ich die Wahlkampagne von Ron Paul miterlebt, und seine Vorträge und Debatten brachten mir den Liberalismus nahe. Die Ideen, die er vermittelte, machten großen Eindruck auf mich. Nachdem ich mich näher mit diesen Ideen auseinandergesetzt hatte, realisierte ich, dass die Werte der Freiheit, individueller Rechte und eines Minimalstaates schon seit jeher ein integraler Bestandteil meiner Weltsicht gewesen waren.
Welcher Denker hatte den größten Einfluss auf Sie?
Es ist schwer, einen Einzelnen auszuwählen, der den größten Einfluss auf mich hatte. Mehrere Denker hatten ihren Anteil daran, wie ich Liberalismus verstehe. Hier sind also meine Top 3:
Ludwig von Mises und seine bahnbrechende Erklärung des menschlichen Handelns durch die Praxeologie war ein Augenöffner für mich. Human Action bot mir ein Framework, mittels dem ich die komplexe Verbindung zwischen individuellem Handeln, der Ökonomie und gesellschaftlichen Ergebnissen so verstehen konnte, wie nie zuvor.
Der Abgeordnete Justin Amash war ein großer Einfluss, da er zeigte, wie prinzipientreue Führung im Kongress ausschaut. Sein kompromissloser Einsatz für die Verfassung, seine Transparenz und Standhaftigkeit inmitten von Kontroversen sowie sein Mut, den Status quo, wenn erforderlich, in Frage zu stellen, sind leuchtendes Beispiel dafür, was es bedeutet, ein Kämpfer für die Freiheit zu sein.
Zu guter Letzt hat Milton Friedmans bemerkenswerte Fähigkeit, komplexe Ideen klar zu vermitteln, eine wichtige Rolle gespielt, mein Verständnis liberaler Prinzipien zu vertiefen wie auch meine Fähigkeit zu verbessern, meine Ideen effektiv zu kommunizieren. Sein Talent, komplexe ökonomische Konzepte einfach zugänglich für die breite Masse zu machen, ist ein steter Ansporn für mich, meine eigenen Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Freiheit in den letzten Jahrzehnten? Was ist zurzeit ihre größte Bedrohung?
In den letzten Jahrhunderten ist die Welt in vielerlei Hinsicht freier und besser geworden. In den USA haben wir bedeutende Fortschritte in Bereichen wie Meinungsfreiheit, Deregulierung, Wehrpflicht und Steuersätze erlebt. Unabhängig davon, wie pessimistisch Liberale oft sein können, ist es wichtig zu erkennen, dass viele Menschen heute mehr Freiheit genießen als je zuvor.
Trotz dieser Fortschritte können wir es uns nicht leisten, jene Herausforderungen aus den Augen zu verlieren, die die Freiheit weiterhin bedrohen. Der rechte Autoritarismus, der in den Vereinigten Staaten durch den Trumpismus verkörpert wird, sowie der Aufstieg reaktionärer, illiberaler Bewegungen auf der ganzen Welt sind ein großes Problem. Diese Kräfte, verbunden mit ihrer Bewunderung für Autokraten wie Putin und ihren Bemühungen, friedliche Machtwechsel zu untergraben, sind ein beunruhigender Trend.
Wir müssen uns auch mit der zunehmenden sozialistischen Gesinnung der Generation Z auseinandersetzen, die eine Bedrohung für die individuellen Freiheiten darstellt. Es liegt in unserer Verantwortung, die nächste Generation über die Gefahren kollektivistischer Ideologien, aber auch das Potenzial eines wirklich freien Marktes, für Wohlstand und Wohlergehen zu sorgen, aufzuklären.
Ich glaube auch, dass der anhaltende Kampf zwischen autokratischen und demokratischen Ländern, wie er sich in den wirtschaftlichen und politischen Konflikten zwischen den USA und China oder der EU und Russland zeigt, die Zukunft der liberalen Bewegungen weltweit erheblich beeinflussen wird. Um das globale Momentum des Liberalismus aufrechtzuerhalten, müssen freie Märkte, freie Meinungsäußerung und freie Menschen autokratischen Regimen immer wieder ihre Überlegenheit zeigen, und ich bin fest davon überzeugt, dass dies der Fall sein wird.
Wenn Sie eine riesige Botschaft am Times Square platzieren könnten, was würde darauf stehen und warum?
“Lesser evil voting is killing us.”
Der Grund ist einfach: das derzeitige Zweiparteiensystem der USA fördert Extremismus auf beiden Seiten, wodurch die Mehrheit der Nation nicht mehr repräsentiert ist.
Ein funktionierendes politisches System muss den Willen des Volkes hören. Aber die derzeitigen Anreize im amerikanischen Zweiparteiensystem fördern die Beschuldigung der anderen Seite, nicht Versuche, Probleme zu lösen – was zu einer Lose-Lose-Situation für alle führt.
Unsere Gründerväter hatten nie die Absicht, dass wir nur zwei Parteien haben sollten; tatsächlich warnte George Washington in seiner Abschiedsrede vor dem Verhängnis der Parteien.
Viele Reformen wären möglich, um unser System funktionsfähiger zu machen. Aber ich glaube, zuallererst muss das amerikanische Volk einen Schritt zurückgehen und anerkennen, dass es die Anreizstruktur unseres Systems ist, die uns so wütend macht – nicht das, was unsere Nachbarn tun.
Nur dann können wir die Reformen, die notwendig sind, um die Polarisierung zu verringern und unsere Demokratie effektiver zu machen, priorisieren und verabschieden, um sicherzustellen, dass die Stimme jedes Einzelnen gehört und geschätzt wird.
Das Interview wurde auf Englisch geführt und von Max Molden übersetzt. Der Beitrag spiegelt die Meinung des Autors, nicht notwendigerweise jene der Organisation wider. Dieser Blog bietet eine Plattform für unterschiedliche liberale Ideen. Du möchtest auch einen Artikel beisteuern? Schreib uns einfach eine Mail: redaktion@derfreydenker.de!
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