Liberty Interviews – Peter G. Klein

von Redaktion

Peter G. Klein ist Professor an der Baylor University. Er wurde an der University of California Berkeley promoviert und forscht hauptsächlich zu Unternehmertum, Innovation und Unternehmensorganisation. Kürzlich erschien sein Buch Why Managers Matter (mit Nicolai J. Foss geschrieben).

Wann haben Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben den Wert von Freiheit erkannt?

So lange ich denken kann, hatte ich schon immer libertäre Neigungen. Nachdem mir ein Freund Ayn Rands The Fountainhead empfohlen hatte, das ich mit Freude gelesen habe, begann ich, mich während der High-School-Zeit systematisch mit politischer und wirtschaftlicher Freiheit auseinanderzusetzen. In Rands Werk Capitalism: The Unknown Ideal gab es eine Liste mit Literaturempfehlungen, unter anderem Hazlitt, Mises, aber noch viele weitere Autoren. Und von da an wusste ich, dass ich mich für den Rest meines Lebens mit deren Ideen auseinandersetzen wollte.

Welches Buch hatte den größten Einfluss auf Sie?

Da es mich dazu gebracht hat, mich für die Ideen der Freiheit zu interessieren, das oben erwähnte The Fountainhead. Für eine systematische Auseinandersetzung mit Freiheit muss ich die klassischen ökonomischen Arbeiten nennen, wie Mises‘ Human Action und Rothbards Man, Economy, and State – obwohl die keine „leichte“ Lektüre sind.

Und welcher Denker hatte den größten Einfluss auf Sie?

Ganz klar Murray Rothbard, auch wenn mein Doktorvater Oliver Williamson ebenfalls großen Einfluss auf meine akademische Arbeit ausgeübt hat.

Was ist Freiheit, und wo liegen ihre Grenzen?

Freiheit ist ein multidimensionales Konstrukt. Als Libertärer bin ich hauptsächlich an politischer und wirtschaftlicher Freiheit interessiert (das Recht, Eigentum zu besitzen; das Recht, zu produzieren und zu handeln; das Recht der freien Assoziation, etc.). Das unterscheidet sich natürlich von metaphysischen oder ontologischen Konzeptionen von Freiheit (die Freiheit, seine Träume zu verfolgen; von anderen akzeptiert zu werden; ein bestimmtes Wohlstandslevel zu erreichen; ein erfüllendes Leben zu leben). Leider ist „Freiheit“ im öffentlichen Diskurs zu einem ziemlich nichtssagenden Begriff verkommen. Alle, von Libertären bis zu Sozialisten und allem dazwischen, behaupten, für die Freiheit zu sein (z.B. „Freiheit von Not“), aber oft meinen sie Freiheit, die Eigentumsrechte anderer zu verletzen. Ich bevorzuge das Freiheitskonzept, welches sich auf die Abwesenheit von staatlichen Restriktionen fokussiert (was Franz Oppenheimer das politische Mittel, sich Ressourcen anzueignen, nannte).

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Freiheit in den letzten Jahrzehnten? Was ist zurzeit ihre größte Bedrohung?

Freiheit, wie ich sie beschrieben habe, nimmt zu und nimmt ab. Leider sehe ich wenig Unterstützung für das konventionelle libertäre Verständnis von politischer und wirtschaftlicher Freiheit in der Öffentlichkeit (und gar offene Feindseligkeit bei den meisten politischen, kulturellen und medialen Eliten). Ich habe einen neuen Trend unter libertären Autoren, wissenschaftliche und journalistische, festgestellt, die immer mehr ein weites Konzept von Freiheit unterstützen, wonach auch Schaden durch nicht-staatliche Akteure darunterfällt: wenn dein Arbeitgeber dir kein faires Gehalt zahlt, wenn dein Wohlbefinden durch diverse andere (nicht-staatliche und keine Gewalt involvierende) Handlungen geschädigt wird, würde deine Freiheit verringert werden. Das halte ich für nicht sinnvoll. Diese Handlungen mögen unethisch sein, und sie mögen Schaden verursachen, aber sie verletzen die Freiheit nicht – und sie sind kein Grund für politische Lösungen!

Welche Individuen, Gruppen, Maßnahmen und Institutionen die größte Bedrohung für die Freiheit sind, ist kontextabhängig. Jene, die Krieg, Überwachung, Militärkontrolle etc. wollen und „nationale Sicherheit“ priorisieren, sind die beständigste Gefahr. (Im Politischen driften diese Menschen von „links“ nach „rechts“ und zurück; derzeit, in den USA und Europa, werden sie gewöhnlich mit Mitte-Links assoziiert). In 2023 erscheinen mir die „Woken“, die ihre eigentümlichen Vorstellungen allen anderen aufzwingen wollen, als die unmittelbarste Bedrohung der Freiheit. Die Wiederauferstehung der Industriepolitik, von Leuten wie Mariana Mazzucato bei den Linken und konservativen Politikern wie Josh Hawley und Oren Cass (in den USA) auf der rechten Seite des Spektrums unterstützt, ist ebenso ein besorgniserregender Trend.

Natürlich waren die staatlichen Maßnahmen während der Covid-19-Pandemie eine der größte Verletzungen von Freiheitsrechten zu meinen Lebzeiten, und ich sehe nicht, dass die Eliten in der Politik oder den Medien irgendetwas aus ihren Fehlern gelernt hätten.

Brauchen wir wirklich Freiheit in den nächsten Jahren?

Ganz bestimmt brauchen wir sie – mehr denn je. Insbesondere angesichts der großen Geschwindigkeit des technologischen Wandels. Die US-amerikanischen und europäischen Regulierungsbehörden sind mehr und mehr ideologiegetrieben, mit „Big Tech“ als willkommenes Schreckgespenst. Das aktuelle Interesse an KI-Regulierung, um „katastrophale Schäden“ zu vermeiden, ist ein weiteres Beispiel.

Wenn Sie eine riesige Botschaft am Times Square platzieren könnten, was würde darauf stehen und warum?

Ich bin nicht gerade kreativ, was das Ausdenken von Slogans anbelangt, aber ich mag klassische Sprüche wie „Unser Feind, der Staat“ und „Alles privatisieren“.

Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der gerade ins Berufsleben eintritt? Welchen Rat sollte er ignorieren?

Arbeite hart, tue das, wofür du Leidenschaft hast und sei klug, wann und wie du dich im größeren Kontext, Aktivismus, etc. für Freiheit einsetzen kannst. Bedenke stets, dass es keinen one-size-fits-all-Ansatz für diese Probleme gibt – jeder von uns spielt eine andere Rolle dabei, ein höheres Ziel zu verwirklichen. Also erwarte nicht, dass dein Weg der gleiche wie der der anderen sein wird.

Das Interview wurde auf Englisch geführt und von Max Molden übersetzt. Der Beitrag spiegelt die Meinung des Autors, nicht notwendigerweise jene der Organisation wider. Dieser Blog bietet eine Plattform für unterschiedliche liberale Ideen. Du möchtest auch einen Artikel beisteuern? Schreib uns einfach eine Mail: redaktion@derfreydenker.de!

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