Friedrich von Hayek: ein Ökonom, der mehr als nur ein Ökonom war

von Max Molden

Am 8. Mai 1899 wurde Friedrich August von Hayek in Wien geboren. Auch heute noch ist Hayek in aller Munde. Sein Geburtstag bietet Anlass, einen Blick auf sein Werk zu werfen.

Hayeks Oeuvre ist vielschichtig. Dabei geht es um mehr als nur reine Produktivität, also seinen hohen Forschungsoutput. Vielmehr hat Hayeks Werk viele Facetten: es umfasst Beiträge in unterschiedlichen Disziplinen. Während eine vollständige Auflistung kaum darstellbar ist, sind die folgenden Beiträge, die Hayek geleistet hat, Zeugnis dieser außergewöhnlichen Vielseitigkeit:

  • seine berühmten Beiträge in der Ökonomik, etwa zum Problem von Konjunkturzyklen oder dem Funktionieren von Planwirtschaften,
  • seine Arbeiten in der Wissenschaftstheorie, in denen er sich unter anderem klar gegen einen übergreifenden Positivismus stellt, den er als Erbe insbesondere des französischen Denkers Auguste de Comte sah,
  • seine weniger bekannten Ausflüge in die Psychologie, wo er Wahrnehmung als wesentlich eine Klassifizierung der Welt durch unser Gehirn begreift, mit steter Betonung der Relationen zwischen den verschiedenen Elementen,
  • oder etwa seine Überlegungen in der Biologie, in der er die Bedeutung der Gruppenselektion in der kulturellen Evolution herausstellt.

Vielleicht ist es gerade diese Vielschichtigkeit von Hayeks Werk, die seine Faszination als Denker ausmacht – eine Faszination, die durch die nachhaltige Auseinandersetzung mit seinen Ideen bezeugt wird, die sowohl jene vornehmen, die von seinen Ideen und Position nicht überzeugt sind, als auch jene, die Hayek in weiten Teilen zustimmen.

All das unterstreicht, dass Hayek mehr war als nur ein Ökonom. Zumindest im klassischen Sinne. Denn man mag argumentieren, dass Hayek gerade das war, was ein Ökonom sein sollte: jemand, der eben in mehr Disziplinen als nur im Feld der klassischen Ökonomik beheimatet ist. Und zwar deswegen weil ein guter Ökonom, wie Hayek selbst einmal sagte, mehr sein muss als nur ein Ökonom.

Dass Hayek mehr war als nur ein Ökonom, lässt sich aber auch an seinem steten Versuch festmachen, in Austausch mit Andersdenkenden zu treten und diese mit seinen Argumenten überzeugen. Nur ganz selten liest man Passagen, in denen Hayek seine Geduld verliert und seiner Unmut freien Lauf lässt. (Hayeks 1976 erschienener Rückblick auf die Wirtschaftsrechnungsdebatte mit Namen „The New Confusion About ‚Planning‘“ ist eine dieser seltenen Ausnahmen.)

Stattdessen ist Hayek meistens mit intellektueller Ehrlichkeit, Offenheit und Größe an die großen gesellschaftlichen Streitfragen herangegangen.

The differences between socialists and non-socialists ultimately rest on purely intellectual issues capable of a scientific resolution and not on different judgments of value.

Das zeigt etwa obiges Zitat, das seinem Buch Law, Legislation and Liberty entnommen ist, aber auch die sicherlich ehrlich gemeinte Widmung seiner Road to Serfdom den Sozialisten aller Parteien. Dabei geht es gar nicht darum, ob Hayek sowohl theoretisch als auch mit seinen praktischen Konklusionen stets richtig gelegen hat. Entscheidend ist vielmehr sein Versuch, Argumenten gegenüber offen zu sein, seinen Opponenten keine schlechten Intention zu unterstellen und diese mit seinen Argumenten zu überzeugen – und das immer von Neuem. Eine vielsagende Anekdote ist seine Idee, Ende der 70er Jahre eine große Diskussion zwischen Liberalen und Sozialisten abzuhalten, in der die Frage „Was Socialism a Mistake?“ besprochen werden sollte. Das Projekt scheiterte zwar, aber es erzählt uns viel über Hayek.

Blickt man auf Hayeks beeindruckendes Lebenswerk, fallen viele Aspekte ins Auge, die man hervorheben könnte. Aber vielleicht ist sogar sein wichtigstes Erbe seine Betonung der Gemeinsamkeiten mit seinen intellektuellen Opponenten. Sie erinnert uns daran, das zu suchen, was wir mit jenen gemein haben, die unsere Ansichten nicht teilen. Und sie mahnt uns auch, den Versuch zu unternehmen, andere mit unseren Argumenten zu überzeugen. Gerade das macht ein friedliches Zusammenleben aus.

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