Monatsempfehlungen der Redaktion – Februar 2025

von Redaktion

In dieser Rubrik stellt die Redaktion des Freydenkers einmal im Monat Empfehlungen aus Literatur, Journalismus, Wissenschaft und Co. vor. Dabei kann es sich um Podcasts, Klassiker, Beiträge auf Substack, wissenschaftliche Artikel und vieles mehr handeln.

Empfehlung von Vincent Czyrnik

Ein kleines Virtue-Signaling vorweg: Ich habe die AfD nicht gewählt. 

Dennoch möchte ich auf eine Rede von Alice Weidel hinweisen, die zu 90% das umfasst, was sich Liberale unter guter Wirtschaftspolitik vorstellen: Respekt vor dem Eigentum, eine Rückbesinnung des Staates auf seine Kernaufgaben wie innere und äußere Sicherheit sowie die Schaffung einer funktionierenden Infrastruktur.

Natürlich weiß man nicht, was davon wirklich umgesetzt würde, wenn die AfD an die Macht käme. Zudem ist unsicher, ob die AfD in anderen Bereichen wie der Migrationspolitik nicht über die Stränge schläge. Auch ist stark zu bezweifeln, inwieweit sich die AfD für einen funktionierenden weltweiten(!) Klimaschutz einsetzen würde.

Doch steht die AfD in meinem Heimatbundesland bei 40 Prozent und könnte bei der nächsten Landtagswahl hierzulande die absolute Mehrheit erlangen. Und die Rede von Frau Weidel macht mir Hoffnung, dass sich die AfD an liberale und rechtsstaatliche Prinzipien halten möchte, die leider, so zeigen es beispielsweise das Heizungsgesetz und das Ausufern des Bürokratieapparates (spätestens) seit Merkel, von den etablierten Parteien gebrochen wurden.

Alice Weidel (11.02.2025): Rede zur Situation in Deutschland

Empfehlung von Stefan Kosak

Die Bundestagswahl ist zwar gerade vorbei, dennoch möchte ich an dieser Stelle auf die Reihe „Pflichtlektüre für Demokraten“ hinweisen, die im Vorfeld der Wahl in der Frankfurter Allgemeinen erschienen ist. Das Besondere an dieser Reihe ist, dass hier nicht wie üblich politische Sachbücher, sondern vielmehr Romane vorgestellt werden. Erklärte Absicht dieser Herangehensweise ist, dass in literarischen Werken häufig Themen behandelt werden, die auch im Hinblick auf aktuelle politische Debatten wertvolle Orientierung bieten können.

In den einzelnen Beiträgen stellen die Autoren jeweils einen Roman vor und diskutieren dessen Bedeutung für die aktuelle politische Debatte. Die Auswahl reicht von Klassikern wie Thomas Manns Mario und der Zauberer oder Giuseppe Tomasi di Lampedusas Der Leopard bis hin zu weniger bekannten Werken wie René Trintzius’ Roman Deutschland oder Gregor von Rezzoris Denkwürdigkeiten eines Antisemiten. Schon diese Vielfalt macht die Reihe zu einer wertvollen Fundgrube für interessante Lektüre.

Dass die Auseinandersetzung mit der Literatur des frühen bis späten 20. Jahrhunderts aber durchaus auch einen Beitrag zu aktuellen politischen Debatten leisten kann, zeigt gerade die Kontroverse, die sich in der Reihe um den Roman “Der Leopard” entzündet hat, in dem di Lampedusa anhand der Familiengeschichte des Fürsten Salina die gesellschaftlichen Umbrüche verarbeitet, die sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Sizilien zugetragen haben. Während für FAZ-Redakteur Simon Strauß in der Erzählung vor allem „ein euphorischer Zug des Konservatismus“ offenbart wird, dem es gelingt, traditionelle Werte durch eine radikale Neuinterpretation zu bewahren, sieht Edoardo Costadura, Professor für Französische und Italienische Literaturwissenschaft an der Universität Jena, darin vor allem eine Verfallsgeschichte. Seiner Ansicht nach mahne diese dazu, dass es “die demokratischen Prozesse […] gerade in der politischen Auseinandersetzung mit Andersdenkenden” zu respektieren gelte und “dass die alten gesellschaftlichen Eliten sich ihre Alliierten unter den neuen aufstrebenden Kräften mit Bedacht aussuchen sollten.” So oder so erscheint die Auseinandersetzung mit diesen Fragen auch über die Bundestagswahl hinaus relevant.

Frankfurter Allgemeine: Pflichtlektüre für Demokraten

Empfehlung von Max Molden

Der Liberalismus kann auch als Aufstiegsversprechen verstanden werden. Er sagt zwar nicht, dass jeder, der sein Bestes gibt, auch den sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg schafft. Aber er sagt ganz klar, dass niemand denen, die es versuchen, Steine in den Weg legen darf.

Diese Botschaft des Liberalismus richtet sich in erster Linie an den Staat, der auf der einen Seite mit großer Beharrlichkeit die etablierten Unternehmen durch Regulierungen, Subventionen und auch das progressive Steuersystem schützt und gleichzeitig den kleinen und neuen Unternehmen Sand ins Getriebe wirft. Und der auf der anderen Seite die Arbeitnehmer mit absurd hohen Steuern und Sozialabgaben belastet, um damit eine Armada von meist unproduktiven, teilweise sogar produktivitätshindernden Menschen zu finanzieren.

In seinem kürzlich veröffentlichten Video “I’m 45, Broke & Tired – Let’s Talk About It” spricht der YouTuber KirkyTalks aus der Perspektive eines Arbeitnehmers am unteren Ende der Einkommensskala, der früh morgens aufsteht, um seine Familie zu ernähren, über die Frustrationen und Herausforderungen, die er als Mittvierziger erlebt. Gerade uns Liberalen sollte es ein Anliegen sein, dass Menschen wie KirkyTalks, die Verantwortung übernehmen, sich anstrengen und ihr Bestes geben, um sich und ihrer Familie ein gutes Leben zu ermöglichen, keine Steine in den Weg gelegt werden. Nach diesem Video sollte jedem klar sein, warum es sich lohnt, für den Liberalismus zu kämpfen!

KirkyTalks (18.02.2025): I’m 45, Broke & Tired – Let’s Talk About It

Empfehlung von Juan D. Estevez

In The Roads to Modernity geht Gertrude Himmelfarb auf die Ursprünge der modernen Denkweise ein und untersucht, wie die Aufklärung in Europa und den USA den Weg für viele der Werte geebnet hat, die wir heute als selbstverständlich betrachten. Besonders interessant ist, wie sie die britische Aufklärung in den Mittelpunkt stellt und erklärt, warum diese Strömung so entscheidend für die Entwicklung von Ideen wie individueller Freiheit und politischer Verantwortung war.

Himmelfarb zeigt auf, dass die Denker der britischen Aufklärung – im Gegensatz zu ihren französischen Kollegen – die Bedeutung von Tradition und der Rolle der Religion in der modernen Gesellschaft nie ganz aus den Augen verloren haben. Diese Mischung aus Rationalismus und praktischen Werten hat eine Gesellschaft hervorgebracht, die den Individualismus als grundlegendes Prinzip hochhält. Sie geht aber auch auf die Unterschiede zur französischen und amerikanischen Aufklärung ein und bringt dabei immer wieder einen kritischen Blick auf den Einfluss, den diese Bewegungen auf die moderne Welt hatten.

Für mich ist dieses Buch eine klare Einladung, über die Ideengeschichte nachzudenken und zu verstehen, wie unsere Werte entstanden sind. Es geht nicht nur darum, die großen Philosophen dieser Zeit zu betrachten, sondern auch darum, zu erkennen, was sie uns über den Weg zur modernen Gesellschaft sagen können. Wer sich für die Entwicklung von Freiheit, Demokratie und den Platz des Individuums in der Gesellschaft interessiert, wird in diesem Buch auf jeden Fall wertvolle Denkanstöße finden.

Gertrude Himmelfarb (2005): The Roads to Modernity. Knopf Doubleday Publishing Group. ISBN-10:  1400077222 . ISBN-13:  978-1400077229

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