Woher kommt unser Wohlstand? Mark Koyama und Jared Rubin begeben sich in ihrem 2022 erschienen How the World Became Rich auf Spurensuche.
Der unglaubliche Wohlstand, den wir heute, im 21. Jahrhundert, erleben dürfen, ist eine Anomalie in der Geschichte der Menschheit. Das hat es noch nie gegeben: einen großen Wohlstand der breiten Massen, eine riesige Zahl von Menschen, die alle ihre wichtigsten Grundbedürfnisse befriedigen können.
Europa ist die Wiege dieses unglaublichen Wohlstands, den die Menschen heute auf der ganzen Welt genießen können. Und das ist einer der aufregendsten Aspekte dieser Region. Hier, auf dem alten Kontinent, ist eine einzigartige Mischung von Faktoren entstanden, die zusammengenommen dafür gesorgt haben, dass wir anders zusammenleben. Und zwar so, dass wir nicht nur ein von Existenzsorgen befreites Leben führen können, in dem wir uns sogar viele Luxusgüter leisten können, sondern auch ein hohes Maß an Freiheit genießen.
In ihrem 2022 erschienenen Buch How the World Became Rich begeben sich Mark Koyama und Jared Rubin auf Spurensuche: Was genau waren die Gründe dafür, dass in Nordwesteuropa erstmals ein nachhaltiges und dauerhaftes Wirtschaftswachstum entstand? Die Stärke von Koyamas und Rubins Arbeit liegt darin, dass sie vielen verschiedenen Erklärungsansätzen eine faire Chance geben. Ein Ansatz betont Institutionen, jene “Spielregeln”, die unser Zusammenleben strukturieren. Dazu gehören beispielsweise Eigentumsrechte oder ganz allgemein die Frage, ob es eine Herrschaft des Rechts gibt: Ist dies der Fall, stehen die Chancen für Wohlstand gut. Ein anderer Ansatz stellt die Kultur in den Mittelpunkt, worunter man erlernte Verhaltensregeln verstehen kann. Diese können zum Beispiel beeinflussen, wie (oder ob) Institutionen funktionieren. Aber vielleicht ist es auch so, dass eine Kultur, die harte Arbeit und Innovation lobt und fördert, für wachsenden Wohlstand notwendig ist. Oder erklärt vielleicht etwas Drittes – die Autoren gehen auch auf Geographie und Kolonialisierung ein – den Wohlstandsschub? Die ausgewogene Herangehensweise von Koyama und Rubin ermöglicht es dem Leser jedenfalls, die verschiedenen Ansätze, die in der Literatur vorherrschen, kennenzulernen und zu verstehen.
Bei der konkreten Beantwortung der Frage nach den Ursprüngen des nachhaltigen und dauerhaften Wirtschaftswachstums betonen die Autoren, dass eine monokausale Erklärung ohnehin wenig erfolgversprechend sei: „A phenomenon as important and widespread as the origin of modern economic growth is almost certainly not monocausal”. Es war ein Zusammenspiel von Kräften, das Europa zu dem besonderen Kontinent gemacht hat, der er immer noch ist!
Hinzu kommt die Kontextabhängigkeit erfolgreicher Lösungen. Nur weil etwas woanders funktioniert hat, muss es nicht auch hier und jetzt funktionieren. Denn jedes Land hat eine andere Geschichte, eine andere Kultur, eine andere Demographie, eine andere Geographie: „Context matters“. Es gibt also keine Blaupause für mehr Wohlstand.
Dennoch lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Wenn wir besser verstehen, wie wir reich geworden sind, können wir daraus wichtige Lehren ziehen, wie wir unseren Wohlstand weiter mehren können. „It is not so much that history repeats itself. It is that we can learn so much from history – what worked, why it worked, and in what context it worked.“
Das Buch How the World Became Rich: The Historical Origins of Economic Growth ist 2022 erschienen. Mehr Informationen zum Buch gibt es unter https://www.howtheworldbecamerich.com.
Dieser Beitrag ist eine längere Version eines im FREIRAUM 03/2024 erschienen Artikels. Er spiegelt die Meinung des Autors, nicht notwendigerweise jene der Organisation wider. Dieser Blog bietet eine Plattform für unterschiedliche liberale Ideen. Du möchtest auch einen Artikel beisteuern? Schreib uns einfach eine Mail: redaktion@derfreydenker.de!
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