Schon seit rund drei Monaten spüren wir die massiven Einschränkungen durch das Corona-Virus in unserem Alltagsleben. Ausgangssperren und -beschränkungen, Verbote von Treffen größerer Personengruppen, Gebote zum Verhalten in der Öffentlichkeit und in vielen Situationen die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Mittlerweile gibt es endlich erste Lockerungen – doch werfen wir zunächst einen Blick zurück und denken daran, als Corona so präsent war, dass es selbst in den Medien kaum ein anderes Thema gab. In den Monaten April und Mai befanden wir uns in Deutschland in einer Situation durch die unsere Grundrechte so weit eingeschränkt wurden wie es zu keinem vorangegangenen Zeitpunkt in der Geschichte jemals der Fall war. Dieser Zustand war überhaupt nur insofern vertretbar, dass die von der Politik eingesetzten Maßnahmen dem Schutz der Bevölkerung dienten. Während manche Menschen hierin völlig verrückte Verschwörungstheorien vermuteten, widerstrebten vielen Leuten mit berechtigten Bedenken indes nicht die Maßnahmen an sich, sondern die Tatsache, dass binnen weniger Wochen unsere Freiheiten und Grundrechte wie bedeutungslos und schlagartig nichts mehr wert zu sein schienen. Die Bürger fühlten sich entmündigt. Ohne Widerspruch wurden Maßnahmen beschlossen, die Grundrechte weitgehend einschränken, beispielsweise die Versammlungsfreiheit oder die allgemeine Handlungsfreiheit.
Der vielfache Zuspruch zu diesen harten Eingriffen erinnert mich an das Zitat „This is how liberty dies – with thunderous applause!“ aus dem Film „Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith“. Zweifelsohne waren drastische Maßnahmen nötig, um die Ausbreitung des Corona-Virus in Deutschland so weit zu verlangsamen, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Was allerdings kritisch zu sehen ist, ist die Tatsache, dass wenig hinterfragt wurde, in welchem Umfang die Maßnahmen vertretbar sind. In der Geschichte der Menschheit war es schon oft der Fall, dass eine Krisensituation missbraucht und ausgenutzt wurde, um Systeme zu erschaffen, die die Bevölkerung unter normalen Umständen niemals auch nur ansatzweise geduldet hätte. So warnt aktuell die Konrad-Adenauer-Stiftung, dass die Pandemie zu einer Verfestigung autoritärer Strukturen beiträgt und somit zum Beispiel Diktaturen in Afrika fördert. Gewisse Parallelen zur Corona-Krise finden sich auch in der Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“, die von einer dystopischen Zukunft handelt, in der Katastrophen von einer Gruppe machthungriger Fundamentalisten als Vorwand genommen wurden, eine Gesellschaft zu erschaffen, in der alles überwacht wird, die Menschen unterdrückt werden und ohne Ausweg in diesem System gefangen sind. Natürlich sind dies alles sehr pessimistische Assoziationen, die hoffentlich niemals Realität werden.
Jedoch lässt sich nicht leugnen, dass die Welt nach der Corona-Krise eine andere sein wird – mögliche Zukunftsszenarien können hierbei positiv oder negativ sein. Wichtig ist vor allem, dass wir das, was gerade passiert,nicht ohne zu hinterfragen hinnehmen, sondern uns auf unseren eigenen gesunden Menschenverstand verlassen und aufmerksam bleiben. Ich denke, in der aktuellen Lage ist optimistischer Realismus die angebrachte Haltung: Man sollte positiv gestimmt in die Zukunft blicken, jedoch auch drohende Gefahren sehen und sich darüber Gedanken machen. Auf der einen Seite wird die Corona-Krise Veränderungen bewirken, die vielen Leuten sehr willkommen sind, beispielsweise erweiterte Möglichkeiten für das Remote Working im Home Office anstatt im Büro.
Auf der anderen Seite ist unter anderem der Datenschutz im Moment ein heikles Thema. Aktuell muss man zum Beispiel beim Essengehen immer den Namen, die vollständige Adresse sowie Telefonnummer angeben. Das wäre noch vor kurzem undenkbar gewesen. Das hier entstehende System permanenter Überwachung ist nicht nur deshalb kritisch zu sehen, weil ständig persönliche Daten erhoben werden, sondern auch, weil nicht absehbar ist, wann dies wieder rückgängig gemacht wird oder ob es am Ende dauerhaft bestehen bleibt. Anlass zu optimistischem Denken gibt hier der Umstand, dass die einschneidendsten Beschränkungen schon stückweise zurückgenommen wurden, soweit die Situation das zugelassen hat.
Allerdings verursachen die von der Regierung angeordneten Maßnahmen viel Schaden. Am deutlichsten ist dies sichtbar anhand der sich bereits abspielenden Wirtschaftskrise. Doch auch darüber hinaus beeinflussen die Social-Distancing-Regeln auch unsere Psyche. Viele Menschen leiden unter der Einsamkeit und haben große Schwierigkeiten. Besonders betroffen sind zum Beispiel Menschen,, die mit einer Sucht, Essstörung oder Depressionen zu kämpfen haben. Diese Leute werden in den Überlegungen um Verlängerungen der Maßnahmen zu selten bedacht. Sie werden vom Staat vernachlässigt und sind auf sich gestellt. Ebenso geht es vielen Studenten, die ihre Nebenjobs verloren haben und nun finanzielle Probleme haben. Die angebotene Lösung von Überbrückungskrediten ist an dieser Stelle nicht zielführend, schließlich müssen die Kredite hinterher zurückgezahlt werden und somit wird dadurch lediglich der Zeitpunkt der Finanzschwierigkeiten in die Zukunft verschoben, wobei gleichzeitig eine Abhängigkeit der jungen Menschen vom Staat geschaffen wird. Wohin diese Entwicklungen noch führen werden ist fraglich.
Abschließend bleibt festzuhalten: Wir befinden uns in einer Zeit überwältigender Unsicherheit in vielen Bereichen. Jetzt gilt es mehr denn je, an unseren freiheitlichen Überzeugungen festzuhalten – denn wir entscheiden, wie die Zukunft aussehen soll!
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