Das Brandenburger Tor in privater Hand, das Kolosseum von einem Unternehmen gemanagt, oder das Tate Modern im Besitz eines wohlhabenden Industriellen – was abstrus klingt, erweist sich auf näherem Blick als Reizthema: sollten Kulturgüter in staatlicher Hand liegen oder, wie fast alle anderen Güter, in der des freien Marktes?
Im neuen Diskussionsformat Couchdebate der Students for Liberty ging es letzten Mittwoch genau um diese Frage. Nach zwei kurzen Präsentationen über die Hauptargumente für und wider Privatisierung von Kulturgütern, gab es regen Austausch über die Problematiken,aber auch die Chancen, die solche Schritte bedeuten würden.
Der gemeinschaftliche anerkannte größte Vorteil der Privatisierung von Kulturgütern ist die effizientere Bereitstellung des Produktes. Durch größere Autonomie der Handelnden kann sowohl lokales Wissen besser genutzt werden, als auch eine Incentivierung stattfinden, die verantwortliche Akteure durch Gefahr des Bankrotts dazu incentiviert, sich mehr mit den tatsächlichen Forderungen und Wünschen der (“Kunst-”)Konsumenten auseinanderzusetzen und ihr Angebot entsprechend anzupassen. Demgegenüber stellt sich aber die Frage, ob Kulturgüter überhaupt in ihrem Wert monetär eingefangen werden können. Kann der kulturellen Bedeutung der Freiheitsstatue, des Eiffelturms oder des Central Parks wirklich in einem Marktprozess ein Geldwert gegeben werden, der die historische und soziale Bedeutung adäquat abbildet? Was wenn sich nicht genug Bürger finden, die aus eigener Tasche zur Erhaltung beisteuern wollen? Das Risiko könnte zu groß sein, dem freien Markt – den einzelnen Bürgern – die Bewertung dieser Monumente der Geschichte eines Landes und seiner Nation, vielleicht gar einer ganzen Zivilisation zu überlassen. Ist der Eiffelturm einmal eingeschmolzen, kann er nie wieder neu erschaffen werden.
Während dieser Punkt die ganze Debatte hinweg heiß diskutiert wurde und die unterschiedlichen fundamentalen Positionen – insbesondere Anarcho-Kapitalismus versus klassischer Liberalismus – sich hier offenbarten, stimmten alle überein, dass der Betrieb der Kulturgüter stets der privaten Hand überlassen werden solle. Auf theoretischer Ebene als auch auf praktischer Ebene scheint klar, dass größere Unabhängigkeit der Verantwortlichen von den Ministerien und Ministern nur positiv sein kann für die passende Gestaltung und natürlich auch Erhaltung der Kulturgüter.
Die Couchdebate ist ein Projekt der Students for Liberty, bei welchem Interessierte einmal monatlich ein kontroverses Thema diskutieren. Nach Impulsvorträgen ist die Debatte für alle offen. Die erste Couchdebate wurde SfL-intern abgehalten, die nächsten Runden sind auch für Alumni und Friends offen.