Dr. h.c. Thomas Sattelberger ist Mitglied des Deutschen Bundestags für die FDP. Sattelberger fordert eine Humane Marktwirtschaft. Er ist auch auf diversen Social Media-Kanälen aktiv und sogar der beliebteste deutsche Politiker auf der Jugendplattform TikTok.
Was heißt Freiheit für Sie?
Mir gefällt der Freiheitsbegriff bei Karl Popper sehr gut, zum Beispiel sein Satz „Wir müssen für die Freiheit planen und nicht für die Sicherheit, wenn auch vielleicht aus keinem anderen Grund als dem, daß nur die Freiheit die Sicherheit sichern kann.“
Welches Buch (oder Bücher) haben Sie bisher am meisten verschenkt? Oder, welche ein bis drei Bücher hatten den größten Einfluss auf Ihr Leben?
Ehrlichkeit zwingt hier zu Unbescheidenheit: am häufigsten verschenkt habe ich meine Autobiografie „Ich halte nicht die Klappe“. Den größten Einfluss auf mein Leben hatte immer die regelmäßige Lektüre neuer, inspirierender Texte. Vom Schweizer Innovationsbericht zum Beispiel könnte sich die Bundesregierung eine Menge abschauen. Darüber hinaus ging mir der Roman „Tuareg“ nahe, der in der Sahara spielt. Alberto Vázquez-Figueroa beschreibt hier einen mutigen Kämpfer gegen Unterdrückung.
Was erwarten Sie in puncto Freiheit vom 21. Jahrhundert?
Da sprechen Sie eine große Frage gelassen aus. Aber je weniger wir erwarten und je mehr wir aktiv anpacken, desto weniger Zeit und Grund haben wir, uns Sorgen zu machen. Ich halte es hier mit John F. Kennedy: Ask not what your country can do for you. Ask what you can do for your country.
Wo sind für Sie die Grenzen der Freiheit? Wann muss Freiheit eingeschränkt werden?
Freiheit muss dort eingehegt werden, wo sie die Freiheit anderer verletzt. John Rawls hat hierzu etliche kluge Zeilen verfasst.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Freiheit in den letzten 100 Jahren?
Dieses Urteil dürfte für verschiedene Regionen auf dem Erdball sehr unterschiedlich ausfallen. Viele Menschen im Osten Europas haben vor 30 Jahren die Diktatur des Kommunismus überwinden können, wir Deutsche haben das am eigenen Leibe erlebt. Homo- und Transsexuelle Menschen haben in zahlreichen, vor allem westlichen Ländern einen Großteil früherer Diskriminierung überwinden können. Gleichwohl bleibt noch viel zu tun. Dass es aber nicht ohne weiteres gelingt, unsere freiheitlichen westlichen Werte anderen Kulturen einfach überzustülpen, erleben wir gerade in Afghanistan.
Wenn Sie eine riesige Botschaft am Brandenburger Tor platzieren könnten, was würde darauf stehen und warum?
„Zukunft braucht Macher.“ Das stand auch auf meinen Münchner Wahlplakaten vor der Bundestagswahl 2021.
Welchen Rat würden Sie einem klugen, motivierten Studenten geben, der gerade sein Studium abgeschlossen hat und in die Jobwelt eintritt?
Es gibt nicht den einen Rat, der zu jedem jungen Menschen passt. Das sind alles Binsenweisheiten. Aber wofür ich werbe: Traut Euch, Fehler zu machen! Die Fehlervermeidungskultur der alten Industriegesellschaft ist passé – im 21. Jahrhundert wird besser zurecht kommen, wer Freude am Ausprobieren hat. Ignorieren würde ich Ratschläge à la „Schau, dass Du lang genug bei Deinem Arbeitsgeber bleibst, damit dein Lebenslauf gut aussieht.“
Lieber eine freie, aber arme Gesellschaft oder eine prosperierende Diktatur?
Ich halte beides für wenig wahrscheinlich.