Dr. Michael von Prollius ist als Publizist tätig. Er gründete das „Forum Freie Gesellschaft“ und ist als assoziierter Forscher beim Liberalen Institut (Schweiz) tätig.
Was heißt Freiheit für Sie?
Die proportionierlichste Bildung der individuellen Kräfte – ohne anderen Menschen zu schaden und ohne von anderen behindert zu werden. Freiheit bedeutet Selbstbestimmung und ist zugleich Selbstverpflichtung, nämlich die Freiheit anderer Menschen nicht zu beeinträchtigen und letztlich auch, das Beste aus meiner Freiheit zu machen.
Welches Buch (oder Bücher) haben Sie bisher am meisten verschenkt? Oder, welche ein bis drei Bücher hatten den größten Einfluss auf Ihr Leben?
Freiheitsliebe und die beiden Folgebände Mehr Freiheitsliebe und Noch einmal Freiheitsliebe habe ich am meisten verschenkt. Von den Klassikern ist es Vom Wert der besseren Ideen von Ludwig von Mises. Den größten liberalen Einfluss hatten vermutlich Poppers Die offene Gesellschaft und ihre Feinde zusammen mit Hayeks Verfassung der Freiheit, die ich mit Blick auf die Adria unmittelbar nacheinander gelesen habe. Röpkes Die Lehre von der Wirtschaft und Hazlitts Economics in one lesson sind meine politikökonomischen Meilensteine. Und ich würde den Blog Cafe Hayek von Don Boudreaux und Russ Roberts erwähnen. Geprägt hat mich indes zunächst Georg Schreyögg: Organisation als Referenz für seine exzellenten Vorlesungen.
Was erwarten Sie in puncto Freiheit vom 21. Jahrhundert?
Eine oszillierende Bewegung – zunächst weitere vor allem wirtschaftlich-soziale Beschränkungen und dann eine Gegenbewegung. Zugleich bin ich gespannt, ob es erfolgreiche Experimente mit Sonderfreiheitszonen geben wird, darunter Privatstädte und erfolgreiche kleine Freiheitsstaaten.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Freiheit in den letzten 100 Jahren?
Mit 1920 beginnend als ein unaufhörliches Ringen sowohl im Westen als auch dem Rest der Welt. Und seit der Epoche der autoritären und totalitären Herrschaftssysteme erleben wir insgesamt eine glückliche Erfolgsgeschichte mit unnötigen Rückschlägen, die auf Unwissen und leider auch Menschen mit Großmannssucht und Spießerideologie zurückzuführen sind.
Welchen Rat würden Sie einem klugen, motivierten Studenten geben, der gerade sein Studium abgeschlossen hat und in die Jobwelt eintritt? Welchen Rat würde Sie ihm raten zu ignorieren?
Umgeben Sie sich mit guten Menschen unterschiedlicher Herkunft und Perspektive. Arbeiten Sie an Dingen, die Bedeutung besitzen. Streben Sie keine (fremdbestimmte) Karriere an. Eine eigene Familie mit einem passenden Partner ist viel wert.
Lieber eine freie, aber arme Gesellschaft oder eine prosperierende Diktatur?
Lieber die freie Gesellschaft, zumal die nicht arm wäre, sondern vielfältig und in jeder Hinsicht bereichernd, als die Diktatur, die nicht einmal langfristig materiell prosperiert.