Der ÖRR und sein Aufnahmetest

von Redaktion

18,36€ beträgt nun der monatliche Rundfunkbeitrag. Eine Stange Geld. Aber der Beitrag ist gerechtfertigt. Meint der Bayerische Rundfunk – und verlangt von Bewerbern für ein Volontariat gute Kenntnisse der entsprechenden Argumente. Zeit für eine kurze Überprüfung.

Insgesamt sind es sieben “valide Argumente”, die die Personaler des BR anführen. Gab der Bewerber fürs Volontariat 2020 diese an, erhielt er entsprechend Punkte. Diese Argumente zeigen also, warum es gerechtfertigt ist, dass du und ich monatlich so viel Geld hinblättern müssen… (Direkter Link zum PDF)

Argument 1: “Nicht viel, weil 9 LRAs plus Deutschlandfunk plus viele fiktionale Angebote davon finanziert werden”

  • Das Argument ist so unspezifisch, dass eine sachliche Auseinandersetzung damit kaum möglich ist.
  • Es ist aber so oder so kein Argument dafür, dass der hohe Rundfunkbeitrag gerechtfertigt ist, dass damit viele LRAs und Co. finanziert werden. Ein Argument wäre es, wenn erklärt würde, wieso wir diese vielen verschiedenen Anstalten benötigen.

Argument 2: “Gut investiert: Wir sind unabhängig – wirtschaftlich wie auch politisch. Wir können Programm für die Menschen machen und nicht, um Werbung zu verkaufen oder möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Die redaktionelle Freiheit ist im Grundgesetz garantiert”

  • Wie unabhängig ist der ÖRR wirklich? Zwar muss er keinen Gewinn erzielen, aber er ist letztlich auf den Staat für seine Finanzierung angewiesen. Unabhängig ist er also nicht.
    • Und es ist naheliegend, dass der Vorwurf der mangelnden Unabhängigkeit stets Zulauf haben wird, wenn es einen staatlich finanzierten Rundfunk gibt. (Unabhängig davon, ob er unabhängig ist.)
  • Einige Studien deuten daraufhin, dass der ÖRR kein ausgewogenes Mitarbeiterfeld hat, siehe Artikel bei der FAZ
  • Wenn es eine so gute Investition ist, wieso muss man Menschen dazu zwingen, für den ÖRR zu zahlen?

Argument 3: “Gerade in Krisenzeiten werden die Ö-R in ihrer Unabhängigkeit und Verlässlichkeit gebraucht”

  • Wiederum wird angenommen, was ja gerade die Frage ist: sind die Öffentlich-Rechtlichen unabhängig? Sind sie verlässlich?

Argument 4: “Nur wenn alle einen Beitrag leisten, haben alle Bürgerinnen und Bürger freien Zugang zu den Programmen und Inhalten der ARD”

  • Selbst wenn das stimmte, ist das keine Rechtfertigung. Denn viele Bürger wollen keinen Zugang zu den Programmen und Inhalten oder sind zumindest nicht gewillt, die entsprechenden Kosten zu tragen.
  • Und ist es nicht auch ungerecht, wenn die alleinerziehende berufstätige Mutter das Gleiche zahlt wie der Dax-Vorstand?

Argument 5: “Werden von allen gemeinsam finanziert werden, also ist in Programmen auch für alle etwas dabei”

  • Ein Non sequitur: nur weil etwas gemeinsam finanziert wird, muss das Programm nicht auch für alle was bieten.

Argument 6: “Auch viele andere für unsere Gesellschaft wichtige Einrichtungen gäbe es nicht, wenn nicht auch die dafür zahlen würden, die sie nicht nutzen, z. B. Schulen, Kitas oder Bibliotheken.”

  • Selbst wenn sich diese Einrichtungen nicht selbst finanzieren könnten, heißt es nicht, dass der Staat eingreifen muss. Viele wohltätige Menschen sind bereit, für solche Einrichtungen zu spenden.
  • Und es gibt ja auch einige qualitativ hochwertige Medien, die privat geführt sind. Ist der Staat wirklich notwendig, damit es solche Einrichtungen gibt?
  • Auch der historische Blick zeigt, dass viele solcher Einrichtungen oft erfolgreich privat angeboten wurden: Es gab und gibt private Schulen, private Bibliotheken und private Kitas.
  • Zudem gibt es sehr gute Argumente, warum eine Privatisierung dieser Leistungen zu besseren Resultaten führt, siehe für Schulen einen Beitrag von Prometheus.

Argument 7: “Bei uns können sich die Menschen darauf verlassen, dass wir jede Nachricht prüfen, bevor wir sie senden. Wir garantieren verlässliche Informationen.”

Die Argumente für den ÖRR erweisen sich bei näherem Hinsehen in der überwiegenden Zahl als ziemlich schwach. Wer mehr Informationen möchte, der kann sich beim Prometheus-Institut oder auch bei einem neuen Video von Prof. Christian Rieck informieren.


Da es sich um keine richtige Veröffentlichung handelt, tauchen in dem PDF des BR einige Fehler auf. Wir haben diese aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht gesondert angemerkt.

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