Liberty Interviews – Johan Norberg

von Redaktion

Johan Norberg ist ein schwedischer Autor, Dozent und Dokumentarfilmer. Er ist Senior Fellow am Cato Institute in Washington DC und am European Centre for International Political Economy in Brüssel. Sein Buch Fortschritt: Ein Motivationsbuch für Weltverbesserer erschien bei Prometheus – Das Freiheitsinstitut.

Wann haben Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben den Wert von Freiheit erkannt?

Gute Frage. Schon als ich sehr jung war, hatte ich eine starke Abneigung gegen Autoritäten sowie Vorschriften von Eltern und Lehrern. Wahrscheinlich würde ein Therapeut diagnostizieren, dass das auf Kindheitsprobleme zurückzuführen ist – darauf, in Gruppen und zur Konformität gezwungen zu werden, was mir als leicht introvertierter Nerd unangenehm war. Und als ich zum ersten Mal politische Diskussionen im Radio hörte und mitbekam, wie manche darüber bestimmen wollten, was andere machen sollten oder was sie erreichten durften, war ich instinktiv auf der Seite jener, die Freiheit wollten. 

Welches Buch hatte den größten Einfluss auf Sie?

Als Kind habe ich vor allem die Gesellschaft historischer Figuren und Abenteuergeschichten genossen. Ich entdeckte, dass die “bad guys” stets die autoritären Menschen waren, seien es feudale Herrscher, Inquisitoren oder der Sheriff von Nottingham. Ich habe Jules Verne geliebt, Arthur Canon Doyle und dann Dostoevsky. Aber wenn ich ein Sachbuch nennen soll, dann ist das Robert Nozicks Anarchy, State and Utopia, da es mir gezeigt hat, dass wirklich clevere Menschen genauso über Politik dachten, wie ich – und das Philosophie eine aufregende, spannende Entdeckungsreise sein kann.

Welcher Denker hatte den größten Einfluss auf Sie?

Hier muss ich zwei erwähnen: Dank Friedrich Hayek habe ich mein Verständnis der Geschichte der Freiheit sowie von spontanen Ordnungen und Entwicklungen vertiefen können. Und Ayn Rand hat mir geholfen zu verstehen, dass der klassische Liberalismus nicht bloß eine sterile Wirtschaftstheorie ist, sondern ein romantisches Abenteuer mit moralischem Anspruch.

Was ist Freiheit und wo liegen ihre Grenzen?

Ich denke, P.J. O’Rourke hat es am besten zusammengefasst: “There is only one basic human right, the right to do as you damn well please. And with it comes the only basic human duty, the duty to take the consequences.” Ich denke, das fasst prägnant zusammen, was Freiheit ist und was Freiheit nicht ist.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Freiheit in den letzten Jahrzehnten? Was ist zurzeit ihre größte Bedrohung?

Die Sache ist kompliziert. Seit den 1970er Jahren konnten wir atemberaubende Meilensteine zugunsten einer freiheitlichen Entwicklung bezeugen, aber in den letzten Jahren gab es Rückschläge. Demokratien sind interventionistischer geworden und Diktaturen brutaler und aggressiver. Weltweit betrachtet sind China und Russland die größten Gefahren für die Freiheit, aber die gefährlichste Mentalität äußert sich in den populistischen Rufen nach einem starken Mann – also dem Bedürfnis, jedwedes Problem sofort, von oben herab durch die Regierung zu lösen. Für jedes gesellschaftliche Problem gibt es eine einfache, schnelle Antwort, die aber in Wahrheit ein gefährlicher Irrtum ist.

Brauchen wir Freiheit in den nächsten Jahrzehnten?

Verdammt, ja. Jetzt mehr denn je. In komplexen, unvorhersehbaren Zeiten müssen wir uns anpassen, improvisieren und neue Lösungen entwickeln können. Und dafür müssen muss es Millionen und Abermillionen von Menschen gestattet sein, zu experimentieren und jene Ideen und Methoden zu testen, auf die sie mit ihrem lokalen Wissen stoßen. Im Programmieren sagt man “with a sufficient number of eyeballs looking at the code, any bug is shallow”. Nun, das gilt für den ganzen Planeten.

Wenn Sie eine riesige Botschaft am Times Square platzieren könnten, was würde darauf stehen und warum?

“Schau dir den Typen neben dir an: Glaubst du wirklich, er kann dein Leben besser planen als du selbst? Glaubst du, du kannst seines besser planen als er selbst? Nein? Gut, dann hör auf, bei allen Problemen nach dem Staat zu rufen.“

Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der gerade ins Berufsleben eintritt? Welchen Rat sollte er ignorieren?

Hab einen Plan, der nicht in Stein gemeißelt ist. Du wirst immer vollkommen unerwartet auf aufregende Möglichkeiten und interessante Personen stoßen. Entscheidend ist die Offenheit, seinen ursprünglichen Plan im Lichte besserer Optionen anzupassen. Die meisten unternehmerischen Erfolgsgeschichten sind deswegen entstanden, weil die Leute offen für das Unerwartete waren.

Versuch nicht, reich zu werden. Du gewöhnst dich schnell an höhere Gehälter, und kein materieller Nutzen kann eine Tätigkeit aufwiegen, die für dich bedeutungslos ist und bei der du Kollegen hast, die du nicht magst. Tu das, was für dich Bedeutung hat und sei gut darin, das Geld wird dann ganz von selbst kommen.

Das Interview wurde auf Englisch geführt und von Max Molden und Stefan Kosak übersetzt. Der Beitrag spiegelt die Meinung des Autors, nicht notwendigerweise jene der Organisation wider. Dieser Blog bietet eine Plattform für unterschiedliche liberale Ideen. Du möchtest auch einen Artikel beisteuern? Schreib uns einfach eine Mail: redaktion@derfreydenker.de!

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